Züchterring Stormarn
Ohne Zucht wäre eine Bienenhaltung in der heutigen Art nicht möglich. Die enge und dichte Besiedelung erfordert heute schwarmträge und - vor Allem - sanftmütige Bienen.
Imker mit aggressiven Bienen würden in kurzer Zeit auf der schwarzen Liste ihrer Nachbarn stehen. Streitigkeiten wären vorprogrammiert.
Bienen sind heute - dank jahrelanger Zuchtauslese - gut um sich zu haben. Sie werden nach den Zuchtkriterien: Varroaresistenz, Sanftmut, Honigertrag, Vitalität und Schwarmträgheit selektiert.
Davon profitieren nicht nur die Züchter unter den Imkern, sondern auch alle Imker und vor Allem deren Nachbarn.
Wie kam es dazu:
Bereits 1965 machten wir die ersten Gehversuche mit Carnica-Königinnen. Vom Züchterring Ratzeburg erhielten wir (der Imkerverein Trittau) 1967 ein Zuchtvolk - es war gekört und hieß "Buche". Davon nahmen einige Imker Zuchtstoff.
Sie beschlossen dann 1969 mit weiterem Zuchtmaterial die Eigenschaften der vorhandenen (noch immer bissigen - weil Standbegattung) Bienen zu verbessern.
Vom Material des damals sehr bekannten und erfolgreichen Züchters Pastor Jeschke in Jevenstedt und Dr. Kessler aus Hamburg wurde Zuchtstoff geholt und erstmalig auch die Belegstelle Puan Klent beschickt.
Wir stellten schnell fest, daß die Eigenschaften der "neuen" Bienen sehr viel besser waren als diejenigen der uns bis dahin bekannten Bienen der sog. Landrasse.
Im Herbst 1973 setzten wir uns zusammen und gründeten mit zunächst 7 Mitgliedern den Züchterring "Stormarn-Süd" (es gab damals bereits einen Züchterring Stormarn).
Am 2. März 1974 wurde der Züchterring offiziell beim Landesverband angemeldet
Die Leitung übernahm Karl-Werner Bramfeld aus Trittau.
Schnell sahen wir aber, daß ausschließliche Begattungen der Zucht-Königinnen (auf Inselbelegstellen in der Nordsee mit 7km Drohnenschutzzonen) auf Dauer doch recht kostspielig waren. Siehe Inselbelegstele List, Puan Klent, Helgoland, Hamburger Hallig.
Die Massenvermehrung der Königinnen für Wirtschaftsvölker erforderte eine Belegstelle in der Nähe.
Die ersten Landbelegstellen (im Karnap und in der Hahnheide) wurden schnell wieder verworfen, weil kein ausreichender Drohnenfreiraum bestand.
Auf Betreiben vom Züchterkollegen Karl-Heinz Lange aus Mollhagen richtete der Züchterring 1978 bei Hammoor die erste offizielle Belegstelle "Beimoorwald" ein. Sie wurde 1982 - nach einigen Testjahren - vom Landesverband und der Landesregierung anerkannt und erhielt eine Schutzzone gegen Fremdeinwanderung. Hier wurden bis 1995 jährlich wechselnd Peschetz- bzw Troiseck-Völker zur Begattung aufgestellt.
Für die 3. Carnica-Linie "Sklenar", die seit 1980 bei K.H. Lange gehalten wurde, beantragten wir 1985 die Anerkennung einer weiteren Belegstelle (Rehbrook), die uns ebenfalls vom Ministerium in Kiel gewährt wurde. Diese liegt im "Rehbrook" zwischen Hammoor und Tremsbüttel im Wald an der A21/Kreuz A1. Auch diese wurde durch eine Schutzzone offiziell gesichert
Somit werden jetzt 2 Belegstellen - mit entsprechenden Carnica-Sklenar-Reinzucht-Gattendrohnen - jedes Jahr betrieben. Die Sklenar-Linie hat uns überzeugt und wird von den Mitgliedern der Züchterrings Stormarn als die beste empfunden. 6 x Platz 1 in den letzten 19 Jahren am Prüfstand der Imkerschule in Bad Segeberg ist unser Beweis.
Zuletzt 2022 durch unseren Züchter Georg Mathiszig.
In den letzten 50 Jahren sind über 6000 Königinnen auf den beiden Landbelegstellen begattet worden.
1975 übernahm Hans Werner Selken die Leitung des Züchterrings und K.-W. Bramfeld wurde Schatzmeister.
2002 wurde H.W. Selken vom Landesverband Schl.-Holstein zum Landesobmann für Zucht-und Körwesen ernannt.
Im Jahre 2010 wurde der Züchterring in "Züchterring Stormarn" umbenannt, weil im Laufe der Jahre auch Züchter aus anderen Vereinen zu uns gestoßen sind.
Heute zählt der Verein 40 Mitglieder. Davon sind 12 zum Körmeister ausgebildet und vom Landesverband anerkannt worden.
In 2015 wurden 2 neue Besamer unseres Züchterrings vom Landesverband als offizielle Besamer anerkannt.
Nun haben wir 3 Besamer in unseren Reihen
Unser Mitglied Heiner Just aus Siek leitete von 1996 bis 2023 die Carnica-Sklenar-Inselbelegstelle "Hamburger Hallig" im "Nordfriesischen Wattenmeer".
Im Januar 2013 legte altersbedingt K.-W. Bramfeld sein Amt als Schatzmeister nieder.
Thomas Eggers wurde sein Nachfolger.
Im April 2024 hat der Züchterring sein 50-jähriges Bestehen gefeirert.
Im Züchterring stehen ständig ca 20 körfähige Zuchtvölker -
Carnica-Sklenar - zur Verfügung, aus denen die besten jedes Jahr gekört werden. Die Ergebnisse werden jeweils per Jahresende an die bundeszentrale Datenerfassung in Hohen-Neuendorf bei Berlin gemeldet und sind für jedermann unter www.beebreed.eu einsehbar
(Schleswig-Holstein hat die Code-Nr.15).
Durch Selektion (Zuchtauslese) und jährliche Körungen konnten die Eigenschaften der Völker immer weiter verbessert werden.
Der Honigertrag wurde - trotz Einschränkung der Blütenmenge - in den letzten 20 Jahren um ca.20% gesteigert.
Weiterhin haben die Bienen jetzt eine kaum zu übertreffende Sanftmut, der Schwarmtrieb ist fast erloschen. Früher aufgetretene Krankheiten wie z.B. die Nosema wurden durch die ständige Selektion eliminiert.
Das Arbeiten an den Zuchtvölkern kann somit nahezu ausnahmslos ohne Schutzkleidung erfolgen.
Ohne die Zucht wäre das alles nicht möglich.
Viel Zeit und Freude - aber auch Enttäuschungen - stehen hinter diesen Ergebnissen.
Wir machen weiter - immer mit dem Ziel vor Augen: Das Finden der optimalen Biene - zum Wohle der ganzen Imkerschaft, unserer Nachbarn und insbesondere unserer arg gebeutelten Umwelt.
Wie bekommt man eine neue Königin?
Die Züchter nutzen den Urinstinkt der Bienen - bei Königinnenverlust sofort aus einer Bienenlarve durch speziellen Futtersaft (Gelee Royal) eine Königin zu erzeugen.
Zur Zucht gehören immer: 1. Ein Zuchtvolk (mögl. gekört) - daraus nimmt man den Zuchtstoff (die Larven) - und 2. ein Pflegevolk, welches die eingebrachten Larven zu Königinnen heranzieht.
Die Königinnenzellen (Weiselzellen) müssen rechtzeitig gekäfigt werden, weil sonst die erste Königin, die 12 Tage nach dem Umlarven schlüpft, ihre Rivalinnen töten würde.
Nach dem Schlupf werden die Königinnen aus ihren Käfigen genommen und mit einem kleinen Plättchen mit der entsprechenden Jahresfarbe incl. einer Nummer (1-99) gezeichnet. Es gibt 5 Farben, da eine Königin max 3, im
Ausnahmefall auch 4 Jahre lebt.
Danach kommen sie in kleine Begattungsvölkchen und nach 4-5 Tagen Dunkelhaft auf eine Belegstelle.
Nach der Begattung - zu erkennen an der Eilage - werden die jungen Königinnen in Ableger oder Vollvölker eingeweiselt.
Terminplan: Will man z.B. am 1.6. eine Belegstelle beschicken, muß man rückwärts rechnen: 5 Tage Haft im Begattungskästchen, Schlupf also 27.5., d.h. 12 Tage vorher,
15.5. umlarven. Man kann auch bereits am 14.5. umlarven und wenn zu wenig angenommen wurden, noch mal am 15. nachlarven. Die Königinnen können problemlos 6 oder 7 Tage alt sein bei der Aufstellung, aber nicht jünger als 4 Tage.
Die Belegstellen Rehbrook und Beimoorwald waren in 2023 bis 31.7. geöffnet.
2023 wurden 142 Königinnen dort begattet.
Anlieferung in EWK`s, MWK`s nach Absprache.
Schutzhäuser und Stellflächen sind wie immer ausreichend vorhanden.
Gesundheitszeugnis muß vorhanden sein - auch zukünftig.
Absprachen mit Heiner Just 04107-7305 und
Hans Werner Selken 04154-7347
Das Aufstellen von Begattungsvölkern (EWK, Kieler, BIVO`s) kostet für Mitglieder des ZR Stormarn 1,00 Euro, für Gäste 2,- Euro.
Der Mitgliedsbeitrag im Züchterring beträgt 10,- Euro im Jahr und beinhaltet die kostenlose Abgabe von Zuchtstoff von gekörten Völkern.
Die Inselbelegstelle Hamburger Hallig (mit Carnica-Sklenar- Gattendrohnen H47) öffnete am 5.6.2023 - für 6 Wochen.
Einen Zuchtkurs muß jeder Züchter absolviert haben.
Wo? In der Imkerschule Bad Segeberg.
Um eine Züchternummer zu bekommen muß eine Zucht-Schulung nachgewiesen werden. Diese kann in der Imkerschule, aber auch im Züchterring durchgeführt werden.
Sie ist zusammen mit der Vergabe eines Zugangscods
die Voraussetzung bei Beebreed Daten einzugeben.
Für die Zuchtsaison 2023 standen im Rehbrook 6 Gattenvölker Sklenar G10 gestellt von Heiner Just.
Die Belegstellen Beimoorwald und Rehbrook haben lt. Gesetz folgenden Schutzbereich, siehe Link:
https://www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/?quelle=jlink&query=vvsh-7824.7-0001&max=true&psml=bsshoprod.psml